El Capitan Yosemite National Park (USA)
Route «The Nose»
El Capitan – im Yosemite National Park (USA) – ist eine der berühmtesten Big Walls der Welt. Die gewaltige 1'000 Meter hohe Granitwand faszinierte die Kletterer seit jeher. Die Erstbesteigung erfolgte 1958 in 47 Tagen in mehreren Anläufen, heute führen zahlreiche Routen zum Gipfel. Der Klassiker ist «The Nose» – und die Idee, diese zu klettern, hat meinen Gast gepackt. Ein ehrgeiziges Ziel, ein grosser Traum - wäre die Wand bezwingbar?
Die geplante YOYO-Kletterreise durch die schönsten Kletterparadiese des Wilden Westens wird zu unserer Reko-Tour. Im Oktober 2008 stehe ich mit meinem Gast unter der eindrücklichen Wand. Man fühlt sich schon sehr klein am Fusse dieses Giganten. Aber wir sind überzeugt: In einem Jahr kommen wir wieder für «The Nose». Erste Erfahrung mit Rissklettereien sammeln wir auf unserer YOYO-Reise: Josua Tree National Park, Red Rocks bei Las Vegas und im Yosemite Vally natürlich.
Es folgt ein Jahr Training: technisches Klettern mit Trittleitern, Keilen und Friends, Haule Bag handling.
Nach den Übungsplätzen in den helvetischen Klettergärten stehen wir im August 2009 gut vorbereitet am Einstieg der „Nose“. Bepackt mit 20-Liter Wasser, Verpflegung, Kocher, Matten und „mit Klettermaterial bewaffnet bis an die Zähne“. Die ersten sechs Seillängen fixieren wir am Abend vor dem Start.
Dann steigen wir in der Morgendämmerung in die Wand ein – es gibt keine Probleme mehr wie Bärenalarm oder freie Campingplätze zu finden. Die Herausforderung sind nun die diversen Pendelquergänge, die für den Nachsteiger fast anspruchsvoller sind als für den Führer. Mein Gast meistert die Manöver hervorragend. Nach einem strengen Tag erreichen wir das erste Biwak auf dem El Cap Tower. Kurz vor der Dunkelheit können wir die Texas Flake noch mit Fixseilen einrichten und fallen dann in einen nicht sehr tiefen Schlaf.
Am zweiten Morgen führt uns die Route über die Boot Flake zum akrobatischen Doppel-Pendelquergang, dem King Swing. Er gelingt mir auf Anhieb und wir klettern flüssig über das Camp 4 und durch das Great Roof. Die zweite Nacht verbringen wir nach 25 Seillängen im Camp 5. Tausend Sterne am Himmel und wir haben wieder das Glück, alleine auf einem schönen «Sims» zu biwakieren.
Nach 2 ½ Tagen und 34 atemberaubenden Seillängen stehen wir auf dem Gipfel! Tausend Meter unter uns. Solche Augenblicke erfüllen auch mich auch als Bergführer mit Stolz und Glück. Das anspruchsvolle Unternehmen hat mir einmal mehr gezeigt: mit einer guten und seriösen Vorbereitung kann noch manch grosser Traum erfüllt werden!